Anfangs habe ich diese seltsame Eigenart von Müttern, sich gegenseitig anzufeinden, mit wechselnden Gefühlen beäugt. Teils amüsiert, teils schockiert. Was mich zuletzt so richtig zum Lachen gebracht hat, war allerdings die Joghurt-Mafia in unserem Kindergarten.
Auf einer Elternbeiratssitzung waren wieder alle versammelt. Eine Öko-Mutti, die ihre Sprösslinge in die Wald-Gruppe gesteckt hat; eine Mama einer Großfamilie; eine Alleinerziehende; die 130 kg schwere Leiterin der Einrichtung; eine Business-Mama, die ihre zwei Kleinkinder bereits von 8 bis 17 Uhr in der Krippe betreuen lässt, um Kinder und Karriere unter einen Hut zu bekommen. Auf dem Tisch das beste Aufgebot von Kinderschokolade, das ich je gesehen habe. Und ich habe 10 Jahre regelmäßige Mädelsabende hinter mir! Das heutige Top-Thema: gesundes Frühstück für die Kleinen. So ließen sich nacheinander alle über andere Mütter der Gruppe aus: die eine störte sich daran, dass ein Kind ständig Wurst auf dem Brot hat, schließlich sei es ein Unding, sein Kind zu zwingen, Fleisch zu essen. Die nächste regte sich darüber auf, dass ein Kind in der Gruppe regelmäßig Weißbrot mitbekommt, nicht mal selbst gebacken! Aber der Aufreger schlechthin war der Fruchtzwerg in der Kindergartentasche. "Das geht ja gar nicht!" und "Da ist jawohl viel zu viel Zucker drin!" sind noch Äußerungen, mit denen man noch umgehen kann, auch wenn man selbst das Ganze nicht so eng sieht. Doch dann schob jemand bierernst hinterher: "Man kann jawohl den Joghurt selber machen. Das ist doch kein Aufwand! Dafür gibt's Gäröfen, ist gar nicht so schwer. Das kann einem das eigene Kind doch wohl wert sein."
An dieser Stelle habe ich dann abgeschaltet, weil ich mich darauf konzentrieren musste, nicht laut los zu lachen. Wer sind wir denn, in Frage zu stellen, welchen Wert eine Mutter ihrem Kind beimisst, weil sie vielleicht nicht unsere Werte teilt oder diese vielleicht anders einstuft? Wenn mir die Qualität unserer gemeinsamen Zeit wichtiger ist, als eine Nulltoleranz im Bezug auf Zucker, bedeutet das dann automatisch, dass ich nicht auf gesunde Ernährung achte? Oder heißt das, dass Karriere-Mütter schlechtere Elternteile sind? Möglicherweise sehe ich das ja zu locker, wenn ich meinem Kind erlaube Wurst zu essen, wenn es das möchte. Aber ich bin ja auch Rabenmama.


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cabman am 19.Feb 17, 14:54  | Permalink
Es reichen uns Naturjoghurt, den wir individuell mit Frucht bzw. Vanillezucker mischen. Jetzt auch noch Joghurtkulturen selber ansetzen, fände ich ein bisschen too much. Schön aber, dass es diese Diskussionen scheinbar überall gibt.
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